Taiji Quan – kraftvoll wie ein Tiger

Taiji Quan – Geschmeidig und kraftvoll wie ein Tiger

Die wirksamste Medizin

Bewegung kann so viel Spaß machen. Und Bewegung kann Wunder bewirken. Bewegung ist segensreich für den gesamten Organismus und Balsam für die Seele. Ihre Belastbarkeit, die Stresstoleranz, die Lebenslust steigt spürbar, wenn Sie sich ausreichend bewegen. Bewegung senkt das Risiko herzkrank zu werden und steigert die Abwehrfunktionen des Körpers, die Vitalität und Energie. Bereits eine halbe Stunde Bewegung schaltet alle Vitalfunktionen an. Bewegung ist Medizin.

Sanft, fließend, voller Ausdruck und Schönheit
‚Der Mensch zwischen Himmel und Erde.‘

Nach der Philosophie von Yin und Yang vereint die chinesische Bewegungskunst Taiji Quan die gegensätzliche Kräfte in einer harmonischen Einheit. Dazu gehören u.a. schieben und ziehen, heben und senken, öffnen und schließen, kraftvoll und weich zu sein. Die charakteristischen Besonderheiten der Techniken zur Selbstverteidigung und Gesundheitspflege vereinen Dynamik mit aufmerksamer Gelassenheit. Die räumlichen Bewegungen schulen die Koordination und das Gleichgewicht des Körpers. Die konzentrierte Wahrnehmung der ästhetischen Formen begünstigt eine körperliche, geistige und seelische Kultivierung. Die Beschäftigung mit dem Taiji-Sport kräftigt den Rücken, die Beine und Arme. Elastische runde Beweglichkeit entwickelt eine entspannt wirkende Kraft und Ausdauer. Eine offene gelöste Körperhaltung bringt eine wache, warme und selbstbewusste Ausstrahlung hervor. Die natürliche freie Atmung kommt optimal der Vorbeugung und Heilung von Krankheiten zugute. Taiji ist der lohnende Weg (Dao) zu einem bewegten und entspannten Leben.

Taiji Quan- tàijí quán – 太极 掌

ist eine traditionelle chinesische Bewegungskunst. Taiji gehört zur chinesischen Kampfkunst und gilt als ein wertvoller Bestandteil der chinesischen Kultur.

Wachstum und Stärke

Taiji verbindet physische Aktivität mit kontemplativer innerer Aufmerksamkeit. Es ist eine der wenigen Sportarten, die gleichwohl die Balance, die Koordination, Flexibilität, Muskelkraft und das Herz-Kreislauf System stärkt. Taiji ist sinnvoll für Menschen jeden Alters und bei jeder Art der individuellen Lebensgestaltung. Es bietet älteren Menschen die Möglichkeit, einen anspruchsvollen Sport auszuüben. Taiji ist, intensiv geübt, auch für professionelle junge Sportler eine körperliche und intellektuelle Herausforderung.

Ein wesentlicher Bestandteil der traditionellen chinesischen Kultur

Taiji Quan gehört in China zu den populärsten Trainingsformen bei den Morgenübungen überall in den Parks, auf öffentlichen Plätzen und in Sportstätten. Neben allen möglichen Spielarten des Taiji-Sports sieht man junge und alte Leute – versunken und konzentriert in die Bewegungsabfolgen – den Fluss des Lebens spüren. Erst wenn die Übungen vorbei sind, kehren die Trainierenden wieder in das geschäftige Leben zurück. Ein Sprichwort lautet: „Um die Chinesen zu verstehen muss man Taiji verstehen.“ Seit Gründung der Volksrepublik China wurde Taiji Quan von der Regierung unterstützt und als Nationalsport gefördert. „Taiji ist wundervoll.“, sagte Deng Xiaoping. Und auch jetzige Regierungsmitglieder trainieren Taiji Quan.

Verschiedene Taiji-Methoden und -Stile

Die bekanntesten Taiji-Arten sind Yang-Stil, Chen-, Sun- und zwei Arten des Wu- Stils, sowie Wudang Taiji oder Zhang Sanfeng Taiji und das Daoyin Taiji. Drei Aspekte sind dabei allen wichtig. Die Qualität der Bewegung, die Ausstrahlung und die Beherrschung der Techniken. Die Formen werden unterteilt in Standardund Ergänzungsformen sowie in extra für das individuelle Niveau des Sportlers entwickelte Bewegungskombinationen. Bei einer Vielzahl von Formen sticht eine Form besonders heraus. Es ist die 24er Yang-Handform. Man wird ihr überall begegnen, wenn man sich mit Taiji beschäftigt. Außer den Bewegungsformen „mit leeren Händen“ – tàijí quán – gibt es Sequenzen mit Sportgeräten. Die wichtigsten sind: Stock, Säbel, Schwert und Fächer. Neue Formen des Taiji sind meist Fusionen, die von verschiedenen Richtungen des chinesischen Sports beeinflusst sind. Neben den verschiedenen Taiji-Stilen kommen Elemente anderer innerer Kampfkünste wie dem Xing Yi Quan und Bagua Zhang, sowie verschiedener Kampfkunst-Sportarten des Wushu darin vor, ebenso wie Einflüsse des medizinischen Qigong.

Unterschiedliche Positionen –
verschiedene Wege zum Ziel

Es gibt eine Vielzahl von Spielarten im Taiji. Da eine Reihe von Interpretationen entstanden sind hat man die Techniken standardisiert, um die korrekte Ausführung besser vergleichen zu können. Diskussion unter Adepten des Taiji drehen sich oft um die unterschiedlichen Ansichten darüber ob, auf der einen Seite, die sinnliche ästhetik, die Schönheit der Bewegung und das reine Wohlgefühl – ohne dabei den ursprünglich Bezug zum „Kampfsport“ genauer zu verfolgen, zum Ziel führen, oder, wie auf der anderen Seite argumentiert wird, der Sinn der Bewegung in der anwendungsbezogenen Kampftechnik zu sehen ist. Wie in anderen Kunstformen auch bezeichnen einige die strikte Bewahrung unveränderlicher Bewegungsabläufe als Tradition. Andere sehen das historische Kontinuum – die durch viele Menschengenerationen geprägten Erfahrungen und Prinzipien – als Inspiration für die Weiterentwicklung in neue noch unbekannte Spähren.

Zeitgenössische Entwicklungen

Nicht zuletzt sind die chinesischen Megacitys auch Schmelztiegel, in denen nicht nur Menschen aus dem ganzen Land zusammentreffen. Auch Einflüsse der Moderne – andere Bewegungssportarten, Sportgymnastik, Akrobatik, moderner Tanz, Theater, Sportmedizin sowie der Einfluss moderner Medien – entwickeln den zeitgenössischen Taiji-Sport immer weiter auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. So werden auch die Menschen der Neuzeit, die Jugend und zukünftige Generationen dieses Erbe weiterführen und es an ihre zeitgenössischen und lokalen Bedürfnisse anpassen. Die stete Fähigkeit zur Wandlung entspricht dem daoistischen Grundgedanken und ermöglicht es, dass Menschen verschiedener Kulturkreise auch in Zukunft weiterhin Taiji üben werden. So hat der Taiji-Sport auch außerhalb Chinas ein Eigenleben entfaltet. Den Einwand, dass dadurch eine uralte Tradition und ein Kulturgut verwässert und verfälscht werde, kann man mit dem Hinweis entkräften, dass westliche Einflüsse schon immer auch die chinesische Kultur direkt oder indirekt beeinflusst haben. „Heute sind Taiji und Qigong ein Teil der europäischen Kultur, wie McDonald´s ein Teil der chinesischen Kultur ist.“, sagte ein deutscher Sportwissenschaftler bei einem internationalen Treffen an der Sporthochschule in Beijing.

Wichtige Aspekte des Taiji-Konzepts:

  • Aufmerksame Verlagerung des Gleichgewichts
  • Kaum eigenständige Bewegung der Arme
  • Arme folgen den Aktionen von Hüfte und Beine
  • Beingelenke entspannt
  • Knie meist leicht gebeugt
  • Entspannte Handgelenke
  • Handgelenke und Unterarme gestreckt als Einheit drehen
  • Schulter- und Ellenbogengelenke entspannt abgesenkt
  • Brust ist entspannt
  • Bauch als Schwerkraftzentrum leicht gewölbt
  • Unterer Rücken aufgerichtet
  • Nacken und Hals entspannt
  • Der Kopf aufgerichtet und die Augen horizontal
  • Den Blick nach innen richten
  • Die Aufmerksamkeit im Unterbauch/Dantian um das Qi zu sammeln
  • Innere Kraft entwickeln
  • Keine rohe Kraft einsetzen
  • Spiral- und kreisförmige Bewegungen
  • Aktionen in fließenden Bewegungsfolgen ohne Pausen verbinden
  • Immer alle Teile des Körpers gleichmäßig bewegen
  • Die unterschiedlichen Tempi (Polyrhythmus) von Beinen und Armen koordinieren
  • Beine und Arme beugen, strecken, schließen und öffnen
  • Füße wurzeln fest auf dem Boden
  • Körperliche Gesundheit aufmerksam bewahren
  • Die Fähigkeiten ständig verbessern und weiterentwickeln
  • Keine Überforderung durch angepasstes Training
  • Den Geist kultivieren
  • Entwicklung geistiger und körperlicher Flexibilität
  • Bewegung durch Willens- und Vorstellungskraft
  • Das Leben verlängern durch angemessene Bewegung, Ernährung u. Geisteshaltung
  • Unfälle vermeiden durch antrainierte Reflexe und Wachsamkeit
  • Schulung des Körpers durch ständige Wiederholung
  • Wechselspiel zwischen weich und hart
  • Angriffe neutralisieren durch defensives Verhalten
  • Selbstverteidigung durch Umwandlung der Energie
  • Partner-, Solo- und Gruppenübungen erfahren
  • körperliche und geistige Gelöstheit und Weichheit
  • Bauch- und Brustatmung koordinieren um die Organe zu massieren

Das Grosse ist einfach und das Einfache groß

tàijí 太极
ist ein philosophischer Begriff, er wird durch das bekannte Yin-Yang Zeichen repräsentiert. Es umfasst die Bewegung in einem Spannungsfeld zweier gegensätzlicher Pole. Taiji verbindet die äußersten Pole oder Extreme, das Größtmögliche mit dem Kleinstmöglichen. Im Gegensatz zu tàijí spricht man von wūjí – stufenlos, einem unstrukturierten, noch undefinierten Zustand.

tài 太
äußerst, übermäßig, zu sehr

jí 极
Gipfel, Extrem, Pol

quán 掌
Faust

zhăng 掌
Handinnenfläche, Handteller

jiàn 剑
das Schwert

dāo 刀
der Säbel

zhàng/gùn/bàng 杖 /棍/棒
der Stock

shà/shàn zi 箑/扇子
der Fächer

wŭ shù 武术
Kampfkunst

shù 术
Können, Kunstfertigkeit

wŭ 武
Fertigkeit, Technik, Kampf

bā guà 八卦
sind die Acht Trigramme, acht Kombinationen aus jeweils drei durchgehenden und drei gebrochenen Linien, die Himmel, Erde, Donner, Wind, Wasser, Feuer, Berge und Seen versinnbildlichen, auch acht Himmelsrichtungen

bā guà zhăng 八卦掌
innere Kampfkunstform

xíng yì quán 形意拳
innere Kampfkunstform

xíng 形
Gestalt, Form

yì 意
Idee, Meinung, Wunsch

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